Schreibweise: | Norn, Nornir |
Übersetzung: | Raunende |
Die Nornen sind Schicksalsgöttinnen und Geburtshelferinnen, die den Schicksalsfaden der Menschen und Götter spinnen. Sie heißen Urdr, Verdandi und Skuld, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es heißt manchmal, sie stammen von Wyrd ab.h
Sage[]
Als die Götter dem Allvater gegenüber Treubruch begingen und mordeten, büßten sie ihre Heiligkeit ein. Die goldenen Runentäfelchen Fimbultyrs waren verloren. Die Götter waren es nun nicht mehr wert, die Geschicke dieser Welt zu lenken. Der Allvater sandte die Nornen. Diese Geschöpfe waren göttergleich und stammten von den Riesen ab. Sie sitzen am Urdbrunnen in der flutüberströmten Halle, welche unter der dritten Wurzel Yggdrasils liegt. Sie ritzen Runen und verweben den Faden des Schicksals von Menschen und Götter, der von Frigg gesponnen wird. Sie sind dem Allvater treu ergeben und von jeglicher Schuld frei.
Urd soll von den Dreien die Angesehenste sein, immerhin heißt einer der drei Brunnen der heiligen Esche Yggdrasill Urdrbrunnr. Neben diesem Brunnen liegt der Saal, aus dem die drei Nornen kommen.
Die Nornen verwalten das Schicksal örlög, erspähen, verhängen es und sprechen es aus. Auch die Lebenszeit des Menschen wird von den Nornen bestimmt. Als Wächterinnen des Fenriswolf entscheiden sie letztlich auch über den Weltuntergang Ragnarök.
Die Edda erwähnt sie "vielwissende" und als "drei geheimnisvolle Wesen", die Hohe, die Genausohohe und die Dritte, die die Geheimnisse des Universums enthüllten und das Buch des Schicksals schrieben; daher stammt ihr anderer Titel "Die Schreiberinnen". Neben diesen Nornen, welche aller Menschen Lebenszeit bestimmen, gibt es andere, die sich bei Geburt des Kindes einfinden und ihm seine Lebensdauer ansagen.
Die Nornen gehören wie die Walküren zu den Disen.
Ihnen wird verschiedenerlei Herkunft nachgesagt, von Göttern, Alben und Zwergen :
scheinen mir die Nornen
und nicht einen Ursprungs.
Einige sind Asen, andere Alfen,
Die dritten Töchter Dwalins."
So sagt es auch Fafnir dem Sigurd.
Vergleich[]
Ihnen vergleichbar sind in der römischen Mythologie die Parzen, bei den Griechen die Moiren. Die slawischen Völker kennen die "drei kleinen Schwestern" Zorya. Auf englisch heißen sie Weird-Sisters, vom germanischen wyrd für Schicksal (vgl. Shakespeare, "Macbeth").
Die Nornen wurden später in vielen Märchen wiederbelebt. Während Urd und Verdandi freundliche Göttinnen sind, ist Skuld unerbittlich und voll kalter Entschlossenheit. In den Märchen verkörpern Urd und Verdandi dann die guten Feen und Skuld is die böse Hexe. Das beste Beispiel ist das Märchen von Dornröschen. Hier sind zwar aus den Schicksalsschwestern zwölf geworden, aber auch hier sind alle nett und lieb, nur die Fee der Zukunft ist bösartig. Man sieht also, dass die nordische Mythologie nicht vom Christentum verdrängt werden konnte. In vielen Märchen ist sie noch lebendig.
Nornengesang[]
Und können ihn doch nicht wenden.
Das Schicksal breitet die Fäden auf,
Die wir vor- und rückwärts senden.
das Schicksal hält sie fest in der Hand,
Und was einmal aufgespannt,
Das müssen wir vollenden.
Urd
Ich war, bevor die Urzeit war,
Stieg auf aus Ewigkeits-Schächten.
Ich schürte die Glut auf Muspels Altar,
Verkehrte mit finsteren Mächten. -
Weiß nicht was geschieht, was das Jetzt gebar, -
Ich wandle und weile immerdar
In vergangener Zeiten Nächten.
Werdani
Gegrüßt sei Odin und laut genannt
Du Gott gewordener Gedanke.
Du Weltalls Geist in Form gebannt,
Drum Alles sich ordne und ranke.
Ich gebe Dir Rat, der nutzt und frommt,
Weiß nicht was war und nicht was kommt,
Die Gegenwart zieht mir die Schranke.
Skuld
Ich sehe Alles, Alles voraus,
In der Zukunft offenen Hallen!
Mir künden Wogen und Sturmgebraus,
Wie die Wasser zu Meeren wallen.
Ich seh' einen neuen Weltenbau,
Seh Göttersitze auf grüner Au,
Und Alles, Alles zerfallen.
Die Dreizahl
Nun wandern wir Drei zum geweihten Ort,Aus dem sich der Weltbaum hebet!
Wir netzen die Zweige, daß keiner verdorrt,
Mit Nebel, der ihn umschwebet.
Wir wehren Nidhöggr mit heiligem Zorn,
Und tränken die Wurzeln aus Urdas Born,
Daß die Esche grünet und lebt."